Sonntag, 30 August 2015 03:31

Warum es keinen Sinn ergibt, direkt die Eskimorolle zu lernen

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Manchmal geht es schneller als einem lieb ist und man liegt im Wasser Manchmal geht es schneller als einem lieb ist und man liegt im Wasser DS Vision

In vielen Vereinen läuft es wahrscheinlich in etwa so ab, wenn neue Mitglieder in den Verein kommen: Nach einer kurzen Einweisung, wie man in das Boot einsteigt, die Ausrüstung anzieht und mit dem Doppelpaddel umgeht geht es auf den See oder ein ruhiges Fließgewässer. Hauptsache der Spaß steht im Vordergrund. Soweit so gut. Je nachdem, wie der Verein ausgerichtet ist muss sich das neue Mitglied nun entscheiden, ob es eher in den Kanuwanderbereich oder den Wildwasserbereich gehen soll. Natürlich kann auch eine Leistungssportart eine Alternative sein.

Irgendwann wird dann höchstwahrscheinlich die Nachfrage nach der "Eskimorolle" fallen. Schnell findet sich ein versierter Vereinskollege, der einem die Eskimorolle beibringen kann und es kann los gehen: Nachdem der Hüftknick klar ist und auch nach einigen Stunden sitzt wird das Paddel hinzugezogen.

Nach einigen weiteren Trainingseinheiten wird es hier auch irgendwann funktionieren, dass das Mitglied erfolgreich wieder hoch kommt und die Begeisterung ist groß. Das Mitglied hat Spaß am Sport bekommen und kauft sich nach und nach seine eigene Paddelausrüstung. Häufig wird auch die dünne Stoffspritzdecke durch eine Neoprenspritzdecke getauscht. Irgendwann wird es dann wohl mal auf ein etwas wilderes Fließgewässer gehen und das Mitglied in einem unvorhergesehenen Moment kentern. Es wird zur Rolle angesetzt, doch irgendwie will es heute einfach nicht klappen - nur der Kopf kommt kurz an die Oberfläche.

Die Luft ist irgendwann knapp und eine leichte Panik macht sich bereit - bloß raus hier. Doch hier beginnt vielfach erst das Problem, denn "richtiges Aussteigen" im Wildwasser wurde bisher nie geübt. Irgendwie ist man ja bisher immer raus gekommen. Eine neue, bombenfest sitzende Neoprenspritzdecke sowie die aufkommende Panik können zu einem ernsthaften Problem werden. Besonders, wenn man sich bereits bei der (nicht vollendeten) Ausführung der Rolle leicht nach hinten gelegt hat ist der Weg der Hände zum Gurt der Spritzdecke verdammt weit weg - und ich will doch hier raus und an die Luft und mich nicht nach vorne beugen, also wieder tiefer ins Wasser. Ich schlimmsten Fall bekommt man unter Wasser einen Schlag von einem Stein ab und verletzt sich ernsthaft. Oder man hat etwas Glück und irgendwie öffnet sich doch noch die Spritzdecke oder befreundete Paddler helfen einem wieder hochzukommen.

Ja nachdem, welche Schwere der Vorfall hatte können die Konsequenzen tief sitzen, bis hin dazu, dass gänzlich mit dem Kanusport aufgehört wird, da die Angst nun zu tief im Nacken sitzt bei der nächsten Kenterung wieder nicht aus dem Boot zu kommen. Der Weg kann lange dauern, bis überhaupt wieder versucht wird unter Wasser auszusteigen bzw. die Rolle zu üben. Doch wo ist das eigentliche Problem? Die Eskimorolle wird nach meinem Empfinden manchmal einfach "zu früh" erlernt. Dabei ist noch gar nicht klar, wie man überhaupt unter Wasser am besten in Ruhe und ohne sich zu verletzen aussteigt. So doof es klingt - das Aussteigen unter Wasser sollte nach der Paddeltechnik mit eine der ersten Übungen sein, die geübt werden. Nur wer gelernt hat eine gewisse innere Ruhe zu bewahren, wenn er kopfüber unter Wasser in seinem Kajak eingeklemmt hängt, der wird auch nach einem Schwimmer im Wildwasser wieder ungehemmt in sein Boot steigen und weiter paddeln.

 

Tweet: Erst wenn das Aussteigen unter Wasser ohne Probleme gelingt, macht es Sinn die #Eskimorolle zu lernen #kajakplus

 

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Gelesen 35726 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 15 Dezember 2016 11:06
David Seehausen

David, Jahrgang '89, ist ausgebildeter BVK-Kanulehrer Kajak sowie Swiftwater Rescue Technician (SRT). Neben der Arbeit im Kanuverein ist er in NRW in einer Kanuschule tätig und darüber hinaus in der Deutschen Kanujugend Ansprechpartner für die Sicherheit.

Bei Kajak+ kümmert er sich neben dem Videoschnitt um die Drehbücher und Moderationen. Von Zeit zu Zeit schreibt er über Themen aus dem Kajaksport, die hier veröffentlicht werden.

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